Herbstblühende Frühjahrsblüher

Auch im Dezember kann man in Österreich noch blühende Pflanzen finden. Meistens handelt es sich dabei um Arten, die erst spät im Jahr Blüten entwickeln oder Arten, die fast das ganze Jahr hindurch blühen können, wie zum Beispiel das Gänseblümchen oder der Gewöhnliche Reiherschnabel. Selten kommt es aber auch vor, dass im Herbst Arten blühen, für die das überhaupt nicht typisch ist. Einige besonders interessante Beispiele aus den letzten Wochen sollen in diesem Beitrag vorgestellt werden. Dabei handelt es sich um ausdauernde Pflanzen, die mehrere Jahre leben und meistens ein Mal im Jahr blühen. Besonders in einem milden Herbst, wie es heuer der Fall war, können sie aber noch eine zweite Nachblüte entwickeln (oder überhaupt die erste Blüte).


Kuh- bzw. Küchenschellen blühen normalerweise im April, ab und zu kommt es aber vor, dass man auch im Herbst einzelne blühende Pflanzen finden kann. Ende September hat @thomaszuna-kratky eine blühende Wiesen-Küchenschelle (bzw. Schwarze Küchenschelle, Pulsatilla pratensis ssp. nigricans) im Kamptal entdeckt.

Eine weitere Beobachtung stammt von @ma_gat aus der Wachau, ebenfalls von Ende September.

Pulsatilla pratensis
© Thomas Zuna-Kratky (CC BY-NC 4.0)


Findet man die Kuhschellen, dann kommt in der Nähe auch oft der Diptam (Dictamnus albus) vor. Er blüht aber erst etwas später, nämlich im Mai und Juni. Jedenfalls normalerweise, denn Ende Oktober war eine spektakuläre Diptam-Blüte am Galgenberg im Weinviertel zu beobachten.

@waldgeist hat außerdem Anfang November einen blühenden Diptam an der Thermenlinie bei Pfaffstätten fotografiert.

Dictamnus albus


Eine weitere Art mit ähnlichen Standortansprüchen und ebenfalls einem Verbreitungsschwerpunkt in Ostösterreich ist die Bunte Blauflockenblume (Centaurea triumfetti). Sie blüht im Frühjahr zur selben Zeit wie der Diptam, aber auch bei dieser Art kann man mit Glück auch im Herbst noch blühende Exemplare finden. Eines davon hat @isadoraisadorable Anfang November im westlichen Weinviertel fotografiert.

Centaurea triumfetti
© isadoraisadorable (CC BY-NC 4.0)


Weiter verbreitet ist das Buschwindröschen (Anemonoides nemorosa, Syn.: Anemone nemorosa), ein typischer Frühlingsgeophyt. Die Pflanzen wachsen in Wäldern und überdauern den Winter im Boden. Im Frühjahr entwickeln sie sehr früh Blüten und Blätter, um das vorhandene Licht noch nutzen zu können, bevor die Blätter der Bäume austreiben. Nach der Fruchtreife verschwinden die Pflanzen wieder für den Rest des Jahres. Aber auch bei dieser Art gibt es seltene Ausnahmefälle, in denen Blüten im Herbst entwickelt werden. Ende Oktober hat @gertiseiser ein blühendes Buschwindröschen in Deutschlandsberg entdeckt.

Eine weitere Beobachtung stammt von @kupferglucke, ebenfalls aus der Steiermark. Diese Pflanze hat sogar Mitte November noch geblüht.

Anemonoides nemorosa
© Gertraud Seiser (CC BY-NC 4.0)


Die typische Blütezeit des Gewöhnlichen Seidelbasts (Daphne mezereum) reicht von März bis April, noch bevor die Blätter der Pflanzen voll entwickelt sind. Im Herbst und Winter kann man schon die Blütenknospen sehen, die sich aber im Normalfall erst im Frühjahr öffnen. Bei einer Pflanze, die @martin_der_prinz im Wienerwald bei Baden fotografiert hat, war das aber bereits Mitte Oktober der Fall.

Daphne mezereum
© Martin A. Prinz (CC BY-NC 4.0)


Die Große Sternmiere (bzw. Echte Sternmiere, Rabelera holostea, Syn. : Stellaria holostea) wächst in Wäldern und deren Säumen und blüht üblicherweise von April bis Mai. Eine Pflanze, die sich nicht daran hält, hat @jasmin_reh Ende November im Wienerwald bei der Sophienalpe beobachtet. Die vielen noch ungeöffneten Blütenknospen verlängern den Blühzeitraum sogar bis in den Dezember hinein. Ob sich die Früchte allerdings mit den fallenden Temperaturen und zunehmendem Frost noch entwickeln konnten, ist fraglich.

Rabelera holostea
© jasmin_reh (CC BY-NC 4.0)


Blühende Primeln kann man auch im (Spät-)Herbst und Winter immer wieder beobachten. Allerdings handelt es sich dabei fast immer um die Stängellose Primel (bzw. Stängellose Schlüsselblume, Primula vulgaris). In den letzten Wochen gab es mehrere Beobachtungen dieser Art in Österreich. Im Gegensatz dazu deutlich ungewöhnlicher sind im Herbst blühende Exemplare der Gewöhnlichen Wald-Primel (bzw. Wald-Schlüsselblume, Primula elatior), deren Hauptblütezeit von März bis Mai reicht. Eine solche Pflanze hat @tobiasschnberg Mitte November in Bludenz entdeckt.

Weitere Beobachtungen stammen von @nonovak (Ende Oktober in den Türnitzer Alpen) und @elenor (Anfang November in Oberösterreich).

Primula elatior
Tobias Schönberg (CC0)


Ergänzungen sind gerne willkommen!

Posted on December 16, 2022 09:40 PM by pastabaum pastabaum

Comments

Coole Zusammenstellung - danke schön:-)!

Posted by thomaszuna-kratky over 1 year ago

Sehr interessante Zusammenstellung. Habe auch etwas gelernt 😊

Posted by tobiasschnberg over 1 year ago

Das freut mich :-)

Posted by pastabaum over 1 year ago

Ich denke dass die heuer verstärkt im Herbst zu beobachtenden Frühjahrsblüher durch den heißen und trockenen Sommer bedingt sind.

Posted by michael_baden over 1 year ago

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